Die Trauer mit Muskelkraft tragen
Wie haben mir Muskeln in der Trauer geholfen? Wofür habe ich sie gebraucht, wie habe ich sie aufgebaut und welchen symbolischen Charakter hatten sie für mich? Und wie hilft mir meine Muskelkraft dabei, die Trauer zu tragen? Darüber erzähle ich Dir in diesem Blogbeitrag.
Bevor ich SeelenSport® entdeckt habe, war mein einziger Sport das Wandern. Das half mir später auch in der Trauer, denn oben auf den Bergen fühle ich mich dem Himmel besonders nah. Kurz nach dem Tod meines Papas war daran aber nicht zu denken. Denn selbst der kleinste Spaziergang war mir zu viel. Weil ich nichts essen konnte, habe ich körperlich schnell abgebaut. Ich fühlte mich ständig schlapp, müde und hatte das Gefühl, dass alles, was von Außen kommt, ohne jeglichen Schutz auf mich einprasselt. Unpassende Bemerkungen von Menschen, die nicht verstehen konnten, dass ich trauere zum Beispiel. Das fühlte sich jedes Mal an, als würde mir jemand mit voller Wucht in den Bauch boxen.
Mein Körper sah damals auch dementsprechend aus: Das Schlüsselbein zeichnete sich hart ab, die Schulterblätter standen spitz hervor, meine Arme waren dünn, mein Körper kraftlos.
Muskeln als Symbol
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich Dir ja schon davon erzählt, dass ich mit 10 Minuten SeelenSport® am Tag begonnen habe. Natürlich baut sich die Muskulatur da nicht im Eiltempo auf. Das war aber auch nicht mein Ziel. Irgendwann stand ich aber vor dem Spiegel und entdeckte ganz zarte Muskeln an meinen Oberarmen. Nicht nur, dass mir das das Gefühl gegeben hat, dass ich doch noch irgendwas erreichen kann (dieses Gefühl hatte mich sonst während meiner Trauer nämlich gänzlich verlassen), sondern schnell bekamen die Muskeln für mich auch einen symbolischen Charakter. Ich wollte mehr davon, weil ich mich damit stärker fühlte.
Ich hatte das Gefühl, mit stärkeren Armen gelingt es mir auch, mich besser abzugrenzen. Gar nicht wirklich körperlich – natürlich habe ich meine Arme nicht benutzt, um andere Menschen von mir wegzustoßen. Sondern emotional. Meine Körperhaltung veränderte sich, je mehr Muskeln ich bekam. Ich ging mehr und mehr aufrecht, was mir ebenfalls Stärke schenkte. Meine Bauchmuskeln wuchsen und all die unpassenden Sprüche prallten nach und nach an ihnen ab. So schnell kam keiner mehr an mich heran. Denn ich fühlte mich geschützt.
Die Trauer aushalten
Meine Beinmuskeln unterstützen mich dabei, in der Trauer immer wieder aufzustehen. Manche Übung im SeelenSport® tut ordentlich weh. Die einfache Kniebeuge, die über längere Zeit gehalten wird. So lange, dass ich manchmal dachte, ich komme nicht mehr in einer aufrechte Position. Und doch habe ich es jedes Mal geschafft. Genauso wie in der Trauer. Meine Oberschenkel haben gebrannt, wie verrückt. Es tat weh. Und trotzdem konnte ich wieder aufstehen und der Schmerz verging irgendwann.
Und manchmal, wenn die Last der Trauer besonders schwer auf mir liegt, helfen mir meine Schultermuskeln. Sie sind stark geworden. Meine Schulterblätter stechen nicht mehr hervor, sondern sind umschlossen von Muskeln, die sie schützen. Die mir selbst Stärke, Aufrichtigkeit und Mut vermitteln.
In kleinen Schritten zu innerer Stärke
Auch wenn es vielleicht so klingen mag, ich sehe nicht aus wie eine Bodybuilderin. Sondern ich bin diesen Weg, diesen Muskelaufbau in ganz kleinen Schritten gegangen. So, wie es sich für mich richtig angefühlt hat. Ohne Druck. Ohne spezielle Ernährung – denn auch das hätte wieder Druck für mich bedeutet. Und letztlich bin ich stolz auf das Ergebnis. Auf meine innere und meine äußere, sichtbare Stärke.
Dank SeelenSport® gehe ich aufrecht durch die Trauer. Kann sie (er)tragen, aushalten und mich schützen.