Trauer

Wie ich mich auf den Tod meiner Tiere vorbereite

Meine Hündinnen Maja und Jeannie

Lange habe ich dieses Thema vor mir hergeschoben. Jetzt kann ich nicht mehr anders. Es wird Zeit, mich auf den Tod meiner Tiere vorzubereiten. Wie ich das tue, davon erzähle ich Dir in diesem Blogartikel.


Es ist kurz vor Weihnachten. Ich sitze mit meiner Hündin Jeannie in einem dunklen Raum in der Tierklinik. Sie liegt entspannt auf dem Rücken. Routineuntersuchung – ein Ultraschall ihres Herzens, weil das etwas vergrößert ist. Ich entscheide mich spontan zu einem Bauchultraschall. Einfach, weil das mal wieder notwendig war. Irgendwann stockt die Ärztin. Schaut immer wieder hin, ein Schatten ist auch für mich deutlich zu erkennen. Auf der Milz. Was das genau ist, weiß ich bis heute nicht. Ich werde es auch nicht erfahren, wenn Jeannie nicht operiert wird. Es kann Krebs sein, es kann ein Bluterguss sein – so oder so ist es für sie gefährlich. Die Milz muss entfernt werden.

Ich muss mich vorbereiten


Meine Angst hat mich fast aufgefressen. Ich musste entscheiden, ob ich Jeannie diese Operation antue. Denn sie ist definitiv eine Risikopatientin, 11 Jahre alt und vorerkrankt. Und das Paradoxe ist: es geht ihr gerade gut. Sie ist fröhlich und fit. Und trotzdem könnte in ihrem Körper eine tickende Zeitbombe sein. Wenn es ein Tumor ist, und der platzt, gibt es kaum eine Rettungschance. Wenn die Milz entfernt werden kann, kann sie ganz normal weiterleben.

Ich habe nach vielen Beratungsgesprächen die Entscheidung getroffen, die Operation machen zu lassen. Einen Termin gibt es noch nicht, aber er wird bald sein. Mein Kopf rattert wie verrückt. Ich will glauben, dass sie das schafft. Aber bin ich vorbereitet, wenn sie stirbt? Was mache ich dann? Wer kümmert sich um die Beisetzung? Welche Urne will ich eigentlich? Verdammt, ich will mich damit nicht beschäftigen. Ich will es nicht. Aber ich habe gelernt: Wegdrängen bringt nichts. Also bin ich auf die Suche gegangen und habe recherchiert. Ich habe versucht, mich selbst wieder handlungsfähig zu machen, fühle ich mich doch in dieser Situation ziemlich ausgeliefert.

Ein tröstendes Herz aus Holz


Bei meiner Recherche nach Bestattungen und Urnen stieß ich auf ein wunderschönes kleines Herz aus Holz. Ich nahm es in die Hand und wusste: das schenkt mir Trost. In das Herz kann ein kleiner Teil der Asche eingefüllt werden, aber auch Haare und andere kleine Erinnerungen an das Tier. Das Herz ist wie ein Handschmeichler. Der Gedanke, etwas von meinen Hunden immer in der Hand halten zu können, wenn ich besonders große Sehnsucht nach ihnen habe, tröstet mich.

Das kleine Holzherz


Ich hatte ehrlich gesagt ziemliche Hemmungen, dieses Herz jetzt schon zu bestellen. Und mir fiel ein: Eigentlich brauche ich ja zwei. Denn auch meine kleine Hündin Maja, die erst zwei Jahre bei mir ist, wird irgendwann sterben. Und dann kam mir wieder dieser Gedanke, den ich so oft habe (und genauso oft verdränge) im Zusammenhang mit dem Sterben: Es kann JEDERZEIT vorbei sein. Nicht nur die Operation von Jeannie kann dazu führen, dass sie stirbt. Sondern das Leben ist immer endlich. Maja kann vor Jeannie sterben. Sie kann bereits jetzt eine Krankheit haben, von der ich nichts weiß. Deswegen ist es so wichtig, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.

Mir ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Denn wenn eine meiner beiden Hündinnen stirbt, dann werde ich keine Entscheidungen mehr treffen können. Das weiß ich jetzt schon. Die Trauer wird mich einhüllen, vielleicht macht sie mich taub, vielleicht brauche ich Ablenkung. Aber ich brauche sicher nicht den Druck, mich dann noch für einen Bestatter und eine Urne entscheiden zu müssen. Wenn Du jetzt denkst, dass Du das ganz sicher anders machen wirst, denk daran: Trauer ist sehr individuell! Nichts von dem, was MICH betrifft ist allgemeingültig – wenn Du also einen anderen Weg gehst oder das für Dich ganz anders fühlst, ist das vollkommen okay!!

Mit Leben füllen


Als es daran ging, die Herzen zu bestellen, habe ich mir eine zeitlang eingeredet, dass erstrecht etwas Schlimmes passiert, wenn ich doch jetzt schon beim Bestatter eine Bestellung abgebe. Eigentlich ist das natürlich Quatsch.

Deswegen habe ich eine Entscheidung für mich getroffen: Die Herzen habe ich bestellt. Sie werden mit den Namen der beiden versehen, ich lasse sie eingravieren. Und dann werden diese Herzen mit LEBEN aufgeladen. Nicht mit dem Tod. Die Herzen liegen in den Körbchen der Beiden. Sie dürfen meinetwegen daran rumknabbern (bis zu einer bestimmten Grenze natürlich 😉) Ich möchte, dass die Herzen nach ihnen riechen. Ich will sie bei mir tragen, wenn wir gemeinsam schöne Erlebnisse haben, wenn Jeannie und Maja durch die Berge toben, wenn sie fröhlich im Garten sind. Wenn wir kuscheln. Diese Erinnerungen sollen verbunden sein mit diesen Herzen. Und diese Erinnerungen werde ich immer mit und bei mir tragen, wenn die beiden einmal nicht mehr da sind. Denn Erinnerungen nimmt uns niemand.

Die erste Trauerwelle


Heute war so ein Tag – Jeannie war bei der Gassirunde am morgen total fröhlich, ausgelassen, neugierig und quietschfidel. Ich kam wieder ins Zweifeln, was die Operation angeht – aber es führt kein Weg daran vorbei. Ich habe also diesen Tag in meinem Tagebuch festgehalten. Als einen schönen Tag. Ich habe Jeannie ein winziges Büschel Haare abgeschnitten und es in das Herz getan – als Erinnerung an diesen Tag. Jetzt schläft sie und das Herz liegt bei ihr. Ich bin ehrlich – der Anblick dieses Bildes zerreisst mir das Herz und die erste, vorgezogene Trauerwelle hat mich komplett überschwappt. Irgendwann wird Jeannie weg sein. Irgendwann liegt da nur noch dieses Herz. Aber ich weiß, dass es nicht geht, ohne den Schmerz. Liebe ohne Trauer gibt es nicht. Also habe ich meine Nase fest in Jeannies Fell gedrückt, geweint, mich daran erinnert, dass sie HIER UND JETZT bei mir ist und habe die Welle über mich schwappen lassen.


Meine Vorbereitungen dauern an


Meine Recherche nach der „richtigen“ Bestattung für meine Hunde ist noch nicht abgeschlossen. Ich weiß nur, für welche Urnen ich mich entscheiden werde. Mir gefallen Bilderrahmen-Urnen sehr gut. Ein Foto des Tieres und hinter dem Foto ist eine Kapsel mit Asche. Es gibt auch Urnen, auf denen oben ein kleines Bäumchen rauswächst. Das finde ich eine zauberhafte Idee, allerdings habe ich überhaupt keinen grünen Daumen und zu große Angst, dass der Baum verwelkt. Deswegen habe ich mich neben der Bilderrahmen-Urne für eine Streu-Urne entschieden. Jeannie liebt es, in den Bergen zu sein. Ich werde mir für sie einen Platz aussuchen, an den ich immer gehen kann, um mich ihr in den Bergen nah zu fühlen. Dort werde ich einen Teil ihrer Asche verstreuen. Auch für Maja werde ich mir einen Ort überlegen, an den ich einen Teil ihrer Asche verstreue. Vielleicht ist es der gleiche Ort wie der für Jeannie, damit die beiden auch dort „zusammen“ sein können.

Ich werde mir in nächster Zeit noch verschiedene Tierkrematorien in meiner Umgebung ansehen, dort mit den Menschen ins Gespräch kommen und genau schauen, wie dort gearbeitet wird. Für mich ist es nichts, mein Tier an einen Bestatter abzugeben. Viele Bestatter kümmern sich liebevoll um alles, was nach dem Tod des Tieres passiert. Ich möchte aber selbst zum Krematorium fahren. Jeannie und Maja die letzte Ehre erweisen. Und dann ihre Urne wieder mitnehmen.

Mich kostet die Auseinandersetzung mit diesem Thema sehr viel Kraft. Aber ich weiß, dass es für mich nicht anders geht. Ich war oft genug in meinem Leben nicht auf den Tod vorbereitet, stand der Trauer und allem, was es zu regeln gab, komplett hilflos gegenüber. Das möchte ich für mich ändern. Und natürlich bleibt mein innigster Wunsch, dass Jeannie die Operation übersteht, noch lange bei mir bleibt und Maja gesund und fröhlich bleibt, so wie sie jetzt ist.

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